Die Blaue Stunde Nordjütlands
Ein Museumsbesuch mit Folgen
Als jemand, den wenig mit der impressionistischen Malerei und dem Realismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts verbindet, besuchte ich dennoch Skagens Kunstmuseum. Neben den Bildern der Sammlung aus der Künstlerkolonie der Skagenmaler, wurde eine Sonderausstellung mit den Werken von Anna Ancher gezeigt. Eine große Malerin, die bei uns viel zu wenig beachtet wird! Ich war gebannt, war absolut fasziniert, wie perfekt sie das durch Fenster in einen Raum scheinende Licht, die Reflexionen und Schatten darstellte.
Das Licht, überhaupt das Licht. Wahrscheinlich neben der Tatsache, dass das Leben in diesem damals so abgeschiedenen Landstrich so billig war, muss das besondere Licht des Landes zwischen den Meeren die Künstlerinnen und Künstler zum Bleiben überredet haben. Und schon komme ich zu Peder Severin Krøyer (kurz P. S. Krøyer), einem recht berühmten Maler aus der Gruppe. Ein Meister der Blauen Stunde.
Die Blaue Stunde
Das ist jene kurze Zeit zwischen Sonnenuntergang und eintretender Dunkelheit. Eine Zeit, die wir als Städter Mitteleuropas kaum wahrnehmen, hat die Skagenmaler ganz besonders herausgefordert. Sie musste sie herausfordern, wie ich später einsah. Und Krøyer? Seine großformatigen Werke mit in Weiß gekleideten Spaziergängerinnen unter einem weiten, in allen erdenklichen Blautönen schimmernden Himmel, erscheinen stark romantisiert, bevor man es nicht selbst erlebt hat.
Wenn Kunst und Natur eins werden
Daher mein Tipp: Schauen Sie sich die Bilder in Skagens Museum in aller Ruhe an. Kaufen Sie sich vielleicht einen der dort angebotenen Kataloge als Erinnerung. Setzen Sie sich bei einigermaßen schönem Wetter kurz vor Sonnenuntergang – ich empfehle besonders einen Augustabend – irgendwo zwischen Løkken und Grenen (das ist Dänemarks Spitze nördlich von Skagen) an den Strand. Der Augenblick, der den roten Sonnenball am Horizont versinken lässt, ist der Beginn der Blauen Stunde. Sie werden sofort verstehen, was P. S. Krøyer und die anderen Malerinnen und Maler so sehr fasziniert hat und die zu mischenden Farben den Bestand des Farbkastens arg herausgefordert haben muss. Mein erster Gedanke? Wahnsinn. Ein leichter Dunstschleier verstärkt die impressionistische Wirkung. Noch nie erlebt. Und in Erinnerung an die Bilder des Museums, musste ich P. S. Krøyer zugestehen, nichts romantisiert, nichts hinzuerfunden zu haben. Mein zweiter Gedanke, als es dann doch dunkel wurde, soweit man hier im Norden Jütlands überhaupt von Dunkelheit reden kann? Morgen nehme ich mir eine Flasche Rotwein oder eines der guten dänischen Biere mit und setze mich zum Sonnenuntergang wieder an den Strand. Dann werden Kunst und Natur wieder eins.
>> Mehr zu den Kunstmuseen in Skagen.
Dirk J., Redaktion reise trends - ganz besondere Momente
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BILDERGALERIE NORDJÜTLAND
