Idyll im alten Hafen Gothmund

Ein schmaler Pfad führt schließlich an das Ufer hinab und mitten hinein in das urige Idyll, schlängelt sich an Gartenzäunen entlang und an genau 21 Häusern aus Fachwerk und rotem Backstein vorbei. Wer dem Fischerweg folgt, der fühlt sich im alten Fischereihafen Gothmund schnell wie ein Eindringling.

Kleinod an der Trave in Schleswig-Holstein

Links zieht der Linienbus eine Schleife und schwenkt ein auf den Weg in die Stadt. Rechts stehen die letzten Häuser – eine Siedlung wie jede andere. Dann etwas Wald, ein Parkplatz und die Spitzen einiger Reetdächer. Und die Trave gerät auch schon in den Blick. Ein schmaler Pfad führt schließlich an das Ufer hinab und mitten hinein in das urige Idyll, schlängelt sich an Gartenzäunen entlang und an genau 21 Häusern aus Fachwerk und rotem Backstein vorbei. Wer dem Fischerweg folgt, der fühlt sich im alten Fischereihafen Gothmund schnell wie ein Eindringling. Aber das muss nicht sein: „Wir freuen uns über jeden Besucher, der auch Fragen stellt“, versichert Bernd Kühn von der Genossenschaft der Gothmunder und Schlutuper Fischer. „Ich antworte gern, sonst gerät das alles hier in Vergessenheit.“

Ein glücklicher Fischer in Gothmund

Noch gibt es drei Männer wie ihn, die in dieser winzigen Lübecker Ortschaft wohnen und allein vom Fischfang leben. „Das geht, aber man muss sehr fleißig sein“, sagt Kühn, der Gästen in Gothmund gern Rede und Antwort steht. Ein Protokoll der Lübecker Ratsversammlung von 1502 erwähnt zum ersten Mal die Fischer von Gothmund, für die der kleine, natürliche Travehafen ein Rastplatz ist auf dem Weg in die Häfen der Hansestadt. Sie schlafen in Katen, Häuser werden erst viel später gebaut. Auch beginnt der Treidelpfad in Gothmund: Stand der Wind nicht günstig, wurden die Schiffe und Boote damals von Pferden gezogen. Nur noch drei Monate im Jahr und immer ab Juni bricht der 1970 geborene Kühn in Gothmund auf, um in der Ostsee zu fischen, oft legt er zwischen 2 und 3 Uhr in der Nacht dort ab. „Ansonsten starte ich täglich in Travemünde, von dort erreiche ich die offene See schneller mit dem Boot.“ In seinen Netzen landen Hering, Dorsch, Barsch, Zander, Scholle und Seelachs, er verkauft seinen Fang (Kontakt: 0171/5 80 12 45). Aber Gothmund zu verlassen, das käme dem glücklichen Fischer niemals in den Sinn: „Meine Familie lebt hier in sechster Generation. Ich bin hier geboren worden und hier werde ich auch die Augen für immer schließen.“

Jens Höhner, Glücksorte an der Ostsee. Zwischen Kiel, Fehmarn und Lübeck, Droste Verlag

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